Kommentar: Vom 07. bis 11. Oktober öffnete die Anuga in Köln ihre Pforten. Der Weltmarktplatz für Getränke und Lebensmittel zeigte eindrucksvoll, was 7.800 Aussteller aus 118 Ländern zu bieten haben. Die größte Anuga aller Zeiten war gleichzeitig die Politischste.
Seit 1919 zielt Deutschlands Messeflaggschiff unter den Ausstellern vornehmlich auf Vertragsabschlüsse und Wachstumschancen ab. Zunehmend müssen aber auch Problemlagen der Branche besprochen werden. Globale Bedrohungen durch Krieg, Klimawandel, Wasser- und Energieknappheit setzen die Unternehmen unter Druck. Der neue Messeschirmherr United Nations Industrial Development Organization fokussierte zudem stark auf die globale Hungerbekämpfung. Nicht eben wenig Themen für eine Fünf-Tage-Messe, deren Leitthema „Sustainable Growth“ hieß.
Im Fokus: Pflanzliche Alternativen für tierische Lebensmittel, Clean-Label-Produkte sowie Produkte mit gesundheitlichem Zusatznutzen standen diesjährig im Mittelpunkt. Auf 300.000 Quadratmetern, vor allem aber auf der Themenfläche Anuga Horizon, war viel Raum für Innovationen, die die weltweite Nahrungsversorgung nachhaltiger gestalten sollen.
Frisch vom Boulevard der Innovationen – Cheese Bangers aus der Schweiz: Würstli aus Käse als Fleisch-Alternative für die Bratpfanne – 100 % Pflanzenbasierte Krabbenbratlinge aus den Niederlanden mit Fischgeschmack – Weißes Weizenfilet aus Lettland: Vegane Meeresfrüchtekonserve – Joghurt-Alternative aus Österreich: Gerettete Aprikosenkerne als pflanzenbasierte Basis – Plantuccini aus Italien: „Upgecycelte“ fermentierte Kürbis- und Pekannuss-Zutaten |
Meat more meatless: Mit rund 600 Ausstellern war das Fleisch- und Wurstwarensegment umfassend aufgestellt. Diesjährig präsentierten sich hier auch vegane und vegetarische Fleischalternativen. Damit lässt sich auch das veränderte Lebensmittelportfolio der Flexitarier bedienen. So wird die Fleischtheke künftig zur Proteintheke.
Zukunftstrend Bio: Die Anuga-Datenbank registrierte diesjährig rund 2.000 Unternehmen, die auch eine Bio-Range in ihrem Portfolio bereithalten. Mehr als 300 davon stellten eigens in der Halle der Anuga Organic etwa 1.500 Produkte aus. Die Branche setzte auf Clean Eating, vegane und vegetarische Ernährung kombiniert mit der Rückkehr zur traditionellen und natürlichen Lebensmittelherstellung ohne Gentechnik.
Die seltene Zutat: Insgesamt war eine enorme Vielfalt an Geschmack, Genuss und Qualität zu bewundern. Positiv und negativ spiegelt die Anuga seit jeher auch den unternehmerischen Wettbewerb und das Preisdenken auf den Tellern dieser Welt wieder. Aber es gibt Themen, die sich außerhalb dieses Rahmens besser lösen ließen. „Sustainable Growth“ gehört dazu. Denn bei diesem Leitthema kommt es noch auf eine weitere innovative Zutat an: die unternehmerische Solidarität beim globalen Ein- und Verkaufen. Ohne sie kann auch die bunteste Lebensmittelinnovation nicht nachhaltig fruchten.
Bildquelle: Anuga 2023 Presse-Service